Internationale Konsensusempfehlungen zur organerhaltenden Multimodaltherapie beim Rektumkarzinom

Eine internationale Expertengruppe unter Federführung des Universitätsklinikum Frankfurt hat Konsensusempfehlungen erarbeitet, die die zentralen Aspekte des Funktions- und Organerhalts beim Rektumkarzinom präzisieren und international vereinheitlichen sollen.

Rektoskopische Befunde (Abb. 1) und MRT-Befunde (Abb. 2) vor und acht Wochen nach Radiochemotherapie: klinische Komplettremission des Enddarmtumors. © Universitätsklinikum Frankfurt

Die Deutsche Rektumkarzinom-Studiengruppe hat in den vergangenen 25 Jahren durch eine Vielzahl prospektiver, klinischer Studien wesentlich dazu beigetragen, die multimodale Standardtherapie des Enddarmtumors zu optimieren. Die jüngste Studiengeneration setzt sich mit der sogenannten „totalen neoadjuvanten Therapie“ (TNT) sowie der Frage auseinander, unter welchen Umständen auf eine radikale Operation zugunsten eines primären Funktions- und Organerhalts verzichtet werden kann (sog. „Watch & Wait“-Strategie). Zunehmend zeigt sich nämlich, dass für Patientinnen und Patienten, bei denen endoskopisch und bildgebend ein vollständiges Ansprechen auf eine TNT nachweisbar ist (siehe Abb. 1 und 2), eine langfristige Heilung auch ohne operative Entfernung des Enddarmtumors erreicht werden kann. Allerdings bleiben bei dieser Watch & Wait-Strategie noch eine Vielzahl an Fragen zur Behandlung und Nachsorge zu klären: Welche Patienten- und Tumorcharakteristika sind für eine W&W-Strategie besonders günstig? Zu welchem Zeitpunkt soll die Tumorantwort beurteilt werden? Welche Studienendpunkte bilden den Therapieerfolg am besten ab? Wie oft und mittels welcher Untersuchungen soll die Tumorkontrolle während der Nachsorge untersucht werden? 

Diesen und weiteren Fragen hat sich nun eine internationale Gruppe von 30 Experten mit umfangreicher Erfahrung in der Behandlung des Rektumkarzinoms gewidmet. Unter Federführung von Prof. Emmanouil Fokas und Prof. Claus Michael Rödel aus der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikum Frankfurt wurden mittels eines sogenannten Delphi-Verfahrens internationale Konsensusempfehlungen zu den wichtigsten Aspekten des Organerhalts beim Rektumkarzinom erarbeitet. Diese sollen auch zu einer Homogenisierung und somit besseren Vergleichbarkeit von Studienergebnissen im Themenkontext beitragen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der renommierten Zeitschrift Nature Reviews Clinical Oncology veröffentlicht.
Das Konzept des Funktions- und Organerhalts nach TNT wird derzeit im Rahmen einer multizentrischen, prospektiv-randomisierten Phase-III-Studie (ACO/ARO/AIO-18.1) der Deutschen Rektumkarzinom-Studiengruppe unter Leitung der Klinik für Strahlentherapie in Frankfurt weiterentwickelt. An dieser von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Studie nehmen ca. 80 Zentren in Deutschland teil (https://acoaroaio-rektumstudie.de).

Publikation:
Fokas et al.: International consensus recommendations on key outcome measures of organ preservation after (chemo-)radiotherapy in rectal cancer. Nature Reviews Clinical Oncology, August 04, 2021.
https://doi.org/10.1038/s41571-021-00538-5

Für weitere Informationen:
Prof. Dr. Claus Michael Rödel
Direktor
Klinik für Strahlentherapie und Onkologie
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 51 30
E-Mail: ClausMichael.Roedel@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Prof. Dr. med. Dr. Emmanouil Fokas
Stellvertr. Direktor und Leitender Oberarzt
Klinik für Strahlentherapie und Onkologie
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt
Telefon: +49 69 63 01 – 51 30
E-Mail: emmanouil.fokas@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Über das Universitätsklinikum Frankfurt
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Herausgeber: Der Vorstand des Universitätsklinikum Frankfurt. Redaktion: Christoph Lunkenheimer, Pressesprecher, Stabsstelle Kommunikation, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, Telefon: +49 69 63 01 – 86 44 2, E-Mail: christoph.lunkenheimer@kgu.de

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